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Bestätigung: Dein Smartphone belauscht Dich

Titelbild Siri Datenschutz

Letzte Woche habe ich einen interessanten Artikel gefunden, der nur bestätigt, was bereits seit Jahren über mobile Sprachassistenten vermutet wird: Wenn Ihr mit Siri, Cortana oder Google Now sprecht, werden diese Sprach-Anfragen aufgezeichnet und stichprobenartig abgehört. Die offizielle Begründung: Qualitätssicherung – man wolle schließlich die Effizienz der Sprachassistenten stetig steigern und müsse dafür kontrollieren, ob auch die richtigen Antworten gegeben werden.

Diese Informationen stammen von AJ Dellinger, Autor für The Daily Dot, und eigentlich sind sie gar nicht so neu. In Apples AGB – und in ähnlicher Form auch in denen der anderen Sprachassistent-Anbieter – steht ganz offen:

“By using Siri or Dictation, you agree and consent to Apple’s and its subsidiaries’ and agents’ transmission, collection, maintenance, processing, and use of this information, including your voice input and User Data, to provide and improve Siri, Dictation, and dictation functionality in other Apple products and services.” – aus den AGB von Apple Inc.

Da Apple bei jeder AGB-Änderung verlangt, dass man doppelt bestätigt, diese gelesen und akzeptiert zu haben, sollte eigentlich jeder darüber Bescheid wissen und jeder der es nutzt, hat auch offiziell der Weiterleitung seiner Audio-Aufnahmen zugestimmt. An dieser Stelle kann man also nur etwas ändern, wenn man den AGB entweder nicht zustimmt oder ganz auf einen Sprachassistenten verzichtet.

Ironie: Siri, Dein Freund und Helfer plaudert auch gerne weiter, was Du ihr erzählst. (Quelle: apple.com)
Ironie: Siri, Dein Freund und Helfer plaudert auch gerne weiter, was Du ihr erzählst. (Quelle: apple.com)

Was viele aber besonders empört hat, ist der Reddit-Post von FallenMyst Ende Februar, in dem sie beschrieb, dass sie via CrowdFlower an einen Job gekommen sei, bei dem sie eben solche Aufnahmen von Sprachassistenten-Konversationen prüfen sollte. “I get to listen to sound bites [sic] and rate how the text matches up with what is said in an audio clip and give feedback on what should be improved”, schreibt sie dort.

Dabei stellt sich die Frage, ob sie als unabhängige, freie Online-Workerin überhaupt diese Daten bekommen darf. Schließlich heißt es ebenfalls in Apples AGB, dass diese Daten nicht an Dritte weitergegeben werden. Genau das ist aber in diesem Fall passiert, auch wenn keine direkten persönlichen Daten einbezogen waren. Aus dem Kontext der Audio-Aufnahmen sind häufig trotzdem persönliche Informationen entnehmbar. Außerdem ist die Stimme eines jeden Menschen eine einzigartige Signatur, nicht umsonst wird sie oft zur Identifizierung verwendet.

Das Problem ist, dass die AGBs nicht ausschließen, dass freie Arbeiter diese Dateien einsehen können. Schließlich gehören die keiner Firma an – es werden also keine Daten an fremde Firmen vermittelt. Eine rechtliche Grauzone also.

Als Sprachassistent des Betriebssystems hat Siri Zugriff auf alle Apps. (Quelle: apple.com)
Als Sprachassistent des Betriebssystems hat Siri Zugriff auf alle Apps. (Quelle: apple.com)

Was aber das Erschreckendste und tatsächlich neu ist: Dass so gut wie jeder sich für den Job als Kontrolleur dieser Sprachbefehle bewerben kann. So schreibt AJ Dellinger, dass er in seinem Test ohne weitere Probleme ebenfalls einen solchen Job annehmen konnte und beweist dies mit Screenshots seiner Tätigkeit als Bewerter von Sprachassistenten-Konversationen. Auch bestätigt er den Verdacht, dass aus dem Kontext der Audiodateien persönliche Daten gefiltert werden können.

Als Berater holte er sich zusätzlich Electronic Frontier Foundation Technologe Jeremy Gillula heran, welcher die Gesamtsituation auf den Punkt brachte:

„Alles, was Du einem dieser Geräte sagst, könnte jederzeit und überall im Internet landen. Ich würde auf keinen Fall darauf vertrauen, mit einem virtuellen Assistenten über irgendetwas Pikantes zu sprechen, ganz sicher nicht.“ – frei übersetztes Zitat von Gillula.

Fazit der Redaktion

Datenschutz ist und bleibt ein wichtiges Thema. Wer es leid ist, zu hören, der hat nicht verstanden worum es geht: Uns alle. Und wir können nur etwas an der aktuellen Lage ändern, wenn wir handeln, und uns solchen datenschutzrechtlich bedenklichen Technologien so gut wie irgend möglich entziehen. Eben bis hin zum Verzicht auf den noch so bequemen Sprachassistenten.

 

Eine Antwort

  1. Wie bei vielen Technologien finde ich auch diese Entwicklung erschreckend. Vor allen Dingen ist es gefährlich, wie egal das den meisten Leuten wirklich ist. Ich habe mich bisher häufig den Sprachassistenten entzogen, und es eher als eine Art Spielerei gesehen, die ich nur sporadisch nutze.
    Doch, dass sogar unabhängige Mitarbeiter herangezogen werden, um solche Aufnahmen zu bewerten ist schon sehr grenzwertig.
    Wie so häufig heißt es also darauf verzichten und kein Risiko eingehen oder das Risiko eingehen und dem gläsernen Menschen einen Schritt näher kommen. :/

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